Ärztliche Versorgung in Betzdorf: Die Kommune ist gefordert. CDU setzt auf gemeinsames Maßnahmenpaket aller Parteien

Betzdorf. Nach der Schließung der Gemeinschaftspraxis Kerschbaum/Schmidt ist die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in Betzdorf nicht mehr gesichert. Viele Patientinnen und Patienten sind noch immer auf der Suche nach einem neuen Hausarzt. Viele wissen noch nicht einmal, wo Sie ein dringend benötigtes Rezept bekommen können. Mit Blick auf die Bedarfsplanung argumentierten die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz und das Ministerium für Soziales, Arbeit und Gesundheit und Demografie in den letzten Jahren zwar immer wieder, dass Betzdorf den Zahlen nach noch immer gut versorgt sei. Diese Berechnungen bezogen sich aber auf den gesamten Mittelbereich Betzdorf/Kirchen/Wissen zu dem auch Hamm gehört. „Für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, ist eine Entfernung von fünf Kilometern schon eine enorme Herausforderung“, berichtet Stadtbürgermeisterkandidat Johannes Speicher von Bürgergesprächen. Wie sollen die Menschen dann von Betzdorf nach Mudersbach zum Arzt kommen, wenn in der Stadt Betzdorf nun die Ärzte fehlen?

Alle im Stadtrat vertreten Parteien haben sich inzwischen zu dem Thema geäußert. Mit Veranstaltungen und Prüfanträgen an die Verwaltung haben sie versucht, Lösungen zu finden. Die einen favorisieren ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) in kommunaler Trägerschaft oder als Genossenschaft, die anderen möchten mit Prämien von 100.000 € Ärzte nach Betzdorf locken. Im Rahmen des bevorstehenden Wahlkampfes haben sich alle Parteien das Thema Ärzteversorgung auf die Fahne geschrieben und eigene Vorschläge auf den Weg gebracht. Auch die CDU will die Situation nicht weiter tatenlos hinnehmen, sondern schlägt ein ganzes Maßnahmenpaket vor, um die ärztliche Versorgung kurz- und langfristig deutlich zu verbessern. Zunächst sollte aus Sicht der heimischen Christdemokraten eine Arbeitsgruppe „Ärztliche Versorgung“ eingerichtet werden, an der Verwaltung, Kassenärztliche Vereinigung, Krankenkassen, Kommunalpolitik und die Bürgerinitiative beteiligt werden, um nach nachhaltigen Lösungswegen zu suchen. Ob die KV daran teilnimmt ist fraglich, da sie erst kürzlich ein Gespräch mit dem Landrat abgesagt hat. Notfalls müssen die ersten Gespräche ohne sie geführt werden. „Die Aufgabe ist für die Stadt Betzdorf existentiell, wir dürfen sie nicht, nur weil eine Kommunalwahl bevorsteht, parteipolitisch angehen. Nur wenn sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und einen gemeinsamen Lösungsvorschlag erarbeiten, haben wir eine Chance gehört zu werden. “ Argumentiert Stadtbürgermeisterkandidat Johannes Speicher.

Um schnell Maßnahmen in die Wege zu leiten, könnte die Arbeitsgruppe nach der Wahl bis zur konstituierenden Sitzung des neuen Stadtrates weiterarbeiten., so CDU Fraktionssprecher Werner Hollmann. Daneben schlagen die Christdemokraten vor, dass im Rathaus ein Beauftragter für die Verbesserung der ärztlichen Versorgung eingesetzt wird, der sich dem Thema Ärzteversorgung mit einem vollen Stellenumfang widmen kann. „Wir müssen mehr Men- oder Women-Power in das Thema stecken, um Ergebnisse zu erzielen“, begründet der stellvertretende Fraktionssprecher Hans-Werner Werder den Vorstoß der Union. Die CDU verspricht sich von einem solchen Beauftragten, dass er gemeinsam mit dem Arbeitskreis eine Strategie entwickelt und sich um die Umsetzung kümmert. Ein Mittel einer solchen Strategie könnte auch eine Ärzte-Prämie sein.

Eine 100.000 Euro Prämie war seit dem Asbacher-Modell von verschiedenen Seiten ins Spiel gebracht worden. „Mir ist dieser Vorschlag etwas zu kurzatmig“, gibt Stadtratsmitglied Angelika Brenner zu Bedenken. „Die Stadt Daaden und die Verbandsgemeinde Asbach haben jeweils 100.000 € ausgelobt, damit ein Hausarzt kommt. Sollen wir jetzt 120.000 €, 150.000 € oder mehr bieten?“ Allerdings sollte das Für und Wider erörtert werden. Eingebettet in eine Gesamtstrategie könnte vielleicht auch eine Prämie Sinn ergeben. „Als singuläres Instrument erhöht eine Kopfprämie nur die Ausgaben der Stadt und führt zu einem ruinösen Wettbewerb unter den Städten“, so Stadtratsmitglied Angelika Brenner.

Die Betzdorfer Christdemokraten favorisieren eher Förderungen, Hilfestellungen und Unterstützungen für Ärzte, die dazu führen, den Arzt langfristig an den Standort Betzdorf zu binden. Die Bereitstellung und Förderung von Praxisräumen, die Gewährung von Darlehen, die Bereitstellung von Grundstücken und die Unterstützung von Studierenden in Form von Stipendien können sich die Christdemokraten als Elemente eines zukunftsweisenden Maßnahmenpaketes für eine bessere ärztliche Versorgung vorstellen. Es müsse auch diskutiert werden, ob es kurzfristig möglich sei, das Kirchener DRK-Krankenhaus als Interimslösung für die ambulante Versorgung zu öffnen. Alle Schritte sollten gemeinsam in einer Arbeitsgruppe abgestimmt werden. Alleingänge seien nicht zielführend und in Anbetracht der aktuellen Lage müsse man gemeinsam an einem Strang ziehen.

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